Startseite | Museum | Nudistische Schulerziehung | Nacktsportunterricht in der ehemaligen DDR

» Nacktsportunterricht « in der ehemaligen DDR

Zumindest was den Schwimmunterricht der Vorschulklassen und vereinzelter Grundschulklassen
betrifft, wurde in einigen Städten auf die Badebekleidung bei den Kindern verzichtet.

Zitat:
» Nacktbaden ... ist zumindest Kindern bis zu etwa 8 Jahren zweifelsohne zu empfehlen. « 1)
Neben dem Schwimmunterricht wurde die Nacktheit auch in der Freizeit empfohlen:

Zitat:
» Übungen und Spiele, die im Sommer im Freien in möglichst unbekleideten Zustand begonnen
worden sind, sollen im Winter möglichst bei geöffnetem Fenster fortgeführt werden. « 2)

Zu dieser Aussage wurde nebenstehendes Bild mit dem Titel » Aktive Erholung in Sonne und
Wasser « abgedruckt.

1978 - Spielerischer Schwimmunterricht in der Kinderkrippe „Käthe Duncker” (→ Torgau) mit
gleichzeitiger Abhärtung durch tägliches Baden.
In dem zweiseitigen Bericht wird dazu erwähnt, dass sich durch das tägliche Nacktbaden die
Krankheitsanfälligkeit verringert. 3)
Die Kinder werden somit frühzeitig an das Wasser gewöhnt und lernen auch schneller schwimmen.

1972 - Schwimmunterricht für die Leipziger Grundschülerinnen und Grundschüler in der
Schwimmhalle im Arthur-Bretschneider-Park.


Aus dem Buch:
Leipzig - Geschichte der Stadt in Wort und Bild

Wie die Fische

Dreiseitiger Bericht des Pädagogen Dr. G. Lewin zum Schwimmunterricht (allgemein)

Aus:
»Deine Gesundheit«
Ausgabe 6 / 1964 - Seite 171 pp.


Anläßlich des »Mauerfalls« vor 20 Jahren gab es im Oktober 2009 mehrere Fernsehsenungen über die „DDR” - darunter auch einen Fernsehbeitrag vom MDR, in welchem vom nackten Schwimmunterricht an einer Grundschule in Weißenfels berichtet wurde.

Nackter Schwimmunterricht für die siebenjährigen Jungen und Mädchen der Unterstufe einer Schule in Weißenfels an der Saale (Sachsen-Anhalt). Hier Bilder aus einer Reportage des „DFF” (Deutscher Fernsehfunk, Fernsehen der DDR).

In der Doktorarbeit zur Volksbildung in der DDR „Hello, girls and boys!” (2018; 2019 im Mai erschienen im Buchhandel; ISBN 978-3941461-28-4) befindet sich ein Abschnitt zur einzigen Spezialschule für Fremdsprachen. Dort sollten „Diplomatenkinder” als Zielgruppe unterrichtet werden, darum sollten für sie Ausnahmen gelten für bestimmte Fächer: Wehrkunde, Staatsbürgerkunde und Schulschwimmen. Im Buch steht dazu auf Seite 208:

Diplomatenkindern sollten, gemäß der grundsätzlichen Planungen von 1974 und den nachfolgenden konzeptionellen Ergänzungen zu dieser schulischen Einrichtung im System der Volksbildung, im Hinblick auf »bestimmte Unterrichtsfächer« Ausnahmen gewährt werden. Dieser Punkt bezieht sich exemplarisch – vor allem bei muslimischen Kindern – auf den gemischtgeschlechtlichen Schwimmunterricht, bei dem die Schülerinnen bzw. Schüler an einigen allgemeinbildenden Schulen in der DDR, beispielsweise in der Kreisstadt Weißenfels (Bezirk Halle),A nackt zu sein hatten sowie auf den 1978 für alle 9. und 10. Klassen eingeführten »Wehrunterricht«. Die Aufsicht über die für diese Unterrichtsstunden freigestellten Mädchen und Jungen sowie die Organisation einer sinnvollen alternativen Betätigung während der betreffenden Zeit sollte durch Springer- und Vertretungsstunden gewährleistet werden. Für den Schulalltag waren fakultative Kurse, Arbeitsgemeinschaften und eine außerunterrichtliche Beschäftigung in der jeweils gewählten Vertiefungsfremdsprache vorgesehen. Inwiefern es an der Spezialschule für Fremdsprachen zudem eine Abweichung vom faktischen Zwang der Mitgliedschaft in der FDJ und der Beteiligung an deren Aktivitäten geben sollte, weil die Zielgruppe auch Diplomatenkinder nicht-sozialistischer Staaten bzw. neutraler Staaten umfasste, wurde nicht thematisiert.

A → Vgl. DEFA-Reportage (1986): »Schwimmunterricht in Weißenfels« (Howe 2002; siehe Off-Text bzw. Kommentar in Fußnote 457)

Fußnote 457
Howe, Jörg (Regie): »Busen, Broiler, Bananen – Jugend in der DDR«. Fernseh-Dokumentation (www.imdb.com/). Dauer: 34 Minuten. Produktion: Unterföhring (SAT.1): 2002. DEFA-Dokumentarbeitrag (ohne Jahresangabe; 1986): »Schwimmunterricht in Weißenfels«B (10'09'' bis 10'39''). Erstausstrahlung am Sonntag, den 6. Oktober 2002.

B
Der Off-Text der Sprecherin einer 30 Sekunden langen DEFA-Reportage (1986) über die Unterstufenkinder einer POS im Bezirk Halle lautet: »In Weißenfels lernen Siebenjährige Schwimmen – ohne Badeanzug. Für sie ist das kein Ereignis, keine Sensation. Eltern, die dagegen etwas einzuwenden haben, sollten Folgendes bedenken: Prüderie in der Erziehung kann die Kinder später in Konflikte bringen: Es ist nämlich erwiesen, dass die hohe Scheidungsrate, vor allem junger Ehen, ihre Ursachen auch in falscher und mangelhafter Sexualerziehung hat. Und wer möchte sie ihnen nicht ersparen, solche bitteren Erfahrungen.« – Irritierend dabei ist, dass die in dem Beitrag gezeigten Jungen ihre Nacktheit zu ignorieren scheinen und unbefangen vor der Kamera agieren, beispielsweise beim Marsch in einer Reihe aus der Gruppenumkleide in die Schwimmhalle, während alle Mädchen – entgegen der Behauptung im Off-Text, diese Form des Schwimmunterrichts sei »kein Ereignis, keine Sensation« – ihre Geschlechtsteile mit den Händen verdecken, sich mit dem Rücken zur Kamera drehen, sobald diese auf sie schwenkt, oder sich so eng hintereinander an das Schwimmbecken stellen, dass jeweils die Körperfront durch eine Mitschülerin und/oder vorgehaltene Schwimmhanteln aus weißem Hartschaumstoff verdeckt wird. Es ist offensichtlich, dass sich die Mädchen in den gezeigten Situationen des Schwimmunterrichts ohne Badebekleidung, zumindest in Anwesenheit einer Fernsehkamera und eines Filmteams, unwohl fühlen.
Der Teilsatz »Eltern, die dagegen etwas einzuwenden haben [...]« ist zudem der Hinweis auf das mögliche Vorhandensein einer zeitgenössischen Kritik von Eltern, die das Nacktschwimmen ihrer Schulkinder zur DDR-Zeit ablehnten. – Eine vergleichende statistische Übersicht über die Anzahl an Ehescheidungen von 1964 bis 1982 in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR befindet sich ergänzend im DDR-Handbuch (vgl. Zimmermann a1985: 314).


»Spielturnen im Freien«
Ein Leitfaden für Erzieherinnen, von Margot und Ursula Kriesel, Volk
und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, herausgegeben 1959. Auf
zahlreichen Bildern zeigen die beiden Autorinnen, wie man Kindern
die Angst vor dem Wasser nehmen, und ihnen das Schwimmen mit
Spaß und Freude beibringen kann.


190 Seiten
17 x 23 cm, Querformat



Quellen:
1) Kleine Enzyklopädie: Das Kind - DDR - VEB Leipzig - 1978 - Seite 367
2) Kleine Enzyklopädie: Das Kind - DDR - VEB Leipzig - 1978 - Seite 145
3) „Für Dich” 22/1979 - Seiten 26 und 27

Aktualisierungen:

zurück